Samstag, 28. Februar 2009

Von München nach Venedig in 28 Tagen: 26. Etappe von Belluno nach Tarzo

Start: Belluno
Ziel: Tarzo
Entfernung: 17 km
Aufstieg: 360 m
Abstieg: 1500 m
Gehzeit: 6 h

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Hinweis: der Eintrag über den 27. Tag befindet sich hinter diesem hier.

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“Gegenüber der felsigen Schiara erhebt sich wie ein großer Aussichtsbalkon der breite Rücken des Nevegals. Er gipfelt im 1.761 Meter hohen Col Visentin …” So beginnt das Kapitel über den 24. Wandertag in Ludwig Grasslers Buch “Zu Fuß über die Alpen. Der Traumpfad von München nach Venedig”. Es folgen noch vier weitere Kapitel. Für uns war es der letzte Wandertag. Nach Überwindung der Alpen war die Wanderung für uns zu Ende, die Durchquerung des italienischen Flachlandes war im Programm nicht mehr vorgesehen.

Aufstieg zum Col Visentin
"Aufstieg zum Col Visentin"

Diese letzte Wanderung war sicher nicht die reizvollste mit dem verbauten Gipfel des Col Visentin und der ewig langen Forst- und Teerstrasse, die uns ins Tal führte. Der Reiz der Wanderung liegt im Ausblick: zurück zu den Alpen im Norden und in die Bucht von Venedig im Süden. Wenn man Glück hat und das Wetter mitspielt.

Unsere letzte Wandeung auf dem Weg von München nach Venedig begann mit einer Busfahrt zum Höhenrücken Nevegal. Ein relativ kurzer Anstieg über 360 Höhenmeter führte uns zur 5. Alpini-Hütte auf einen Gipfel, der mit Sendemasten total verbaut ist, den Col Visentin (1.763 m).

Von hier hat man bei guter Sicht einen Blick zurück in die Alpen und nach Süden zum Meer. Für Norditalien war Regenwetter angesagt, so daß uns Wolken die Sicht nach Süden verwehrten. Die Schiara konnten wir schememhaft erkennen und die Häuser von Belluno leuchteten davor in der Sonne, die uns der Wettervorhersage zum Trotz auf der ganzen Wanderung begleitete.

Neben Schaf-Lämmern begegneten wir auf dem Col Visentin auch großen Totenkopf-Faltern.

My shoes and a drink
"My shoes and a drink" Meine Wanderschuhe hatten eine Pause verdient, und ich auch mit einigen Drinks, um den erfolgreichen Abschluß einer vierwöchigen Wandertour zu feiern.

Nach einer Rast auf der Hütte begann ein fast vier Stunden langer Absteig zunächst über einen Schotterweg und dann über eine Teer-Straße 1.500 Höhenmeter bergab ins norditalienische Hügelland. Die Füße brannten, als wir Lago di Revine erreichten.

“Hier endet meine Aufgabe als Bergführer !” gab Ludwig bekannt. Wir hatten es geschafft und erfolgreich die Alpen überquert – zu Fuß !

Unsere Unterkunft:
Das Weingut in Tarzo - die Albergo Al Pini - bot uns eine angemessene Unterkunft zum Abschluß einer großartigen Tour. In dem familiären Betrieb wurden wir gut versorgt mit Getränken, Essen und Wein sowie geräumigen Zimmern und fanden die richtige Atmosphäre vor, das Ende unserer Alpenüberquerung gebührend zu feiern.

Mit Autos wurden wir abgeholt und zu einem Weingut nach Tarzo gebracht. Dort saßen wir lange vor dem schönen Haus und feierten unsere Tour mit Drinks, bevor es ein vorzügliches Abendessen gab, ein paar Abschluß-Reden und Urkunden. Bis Mitternacht saßen einige von uns noch zusammen, redeten über die vergangene Tour und genossen den guten Rotwein.”

Samstag, 21. Februar 2009

Von München nach Venedig in 28 Tagen: 27. Tag Fahrt nach Venedig


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Mit einem Sammeltaxi fuhren wir nach dem Frühstück entspannt zum Bahnhof von Conegliano, wo von aus uns ein Regionalzug nach Venedig zur Statione St. Luicia bringen sollte. Zuvor besichtigten wir aber noch den dortigen riesigen Markt und mit all seinen Ständen und Warenangeboten sowie das auf einem Hügel gelegene Castell, wähend Ludwig auf das Gepäck aufpasste.

Gruppenphoto auf dem Markusplatz: Ziel erreicht !
"Gruppenphoto auf dem Markusplatz: Ziel erreicht !" … nach 27 Tagen, als wir vom Marienplatz in München starteten.

Mit etwas Verspätung fuhren wir dann gegen 11:20 Uhr Richtung Venedig. Dort angekommen gaben wir erst mal unser großes Gepäck zur Aufbewahrung und trabten dann mit unseren Rucksäcken zur Anlegestelle des Vaporetto, ein öffentliches Wassertaxi, das uns auf dem Canal Grande nach S. Marco und damit zum Ende der Tour, dem Markusplatz, brachte. Hier wurden zahlreiche Gruppenfotos gemacht bevor wir Ludwig ein letztes mal folgend unser nettes Hotel erreichten.

Nach einer Dusche machten wir uns dann sogleich auf, diese wunderschöne und interessante Stadt zu erkunden, die leider von Menschenmassen schier überrannt wird.

Ohne große Probleme navigierten wir durch die Gassen, entlang der Kanäle oder über Brücken.

View from Rialto Bridge
"View from Rialto Bridge": der Canal Grande

Wir fanden nette Plätze und Sträßchen ohne viele Menschen und ein tolles Cafe wo wir für 0.90 € Espresso tranken – übrigens unweit der bekannten Rialtobrücke. In einer kleinen Bar trafen wir dann noch ein paar Mitwanderer (Gisela, Tina, Sandra) mit denen wir mehrfach auf die gelungene Tour tranken (hauptsächlich die günstigen und großen Spritz, die es hier gab), bevor wir uns gegen 19:00 Uhr zu einem wenig spektakulären Abendessen trafen.”

Unsere Unterkunft:
Das Hotel Gorizia "A la Valigia" lag nicht weit entfernt vom Markusplatz und bot uns einen hervorragenden Standpunkt für die Erkundung Venedigs in gediegener Atmosphäre mit ordentlichen Zimmern.

Unser Tourenbuch schweigt über den genauen Verlauf des Abendessens, das zu einem armseligen Abschluß unserer Wanderreise werden sollte. Glücklicherweise hatten wir die “offizielle” Verabschiedung ja schon in Tarzo gemacht.

Verdienter Drink in Venedig
"Verdienter Drink in Venedig" … der unbeschreiblich gut schnmeckte und nach … Triumph !

Das Abendessen gab es in einem Lokal unweit des Hotels und der Service war miserable. Das Essen der halben Gruppe wurde schlicht vergessen und Unmut machte sich breit. Als Ludwig dann nachfragte war das Ergebnis, daß er etwas zu essen bekam, die anderen Gerichte aber immer noch nicht serviert wurden. Die Unfähigkeit des Kellners kombiniert mit ein paar Sprachproblemen und einer ungeduldigen Gruppe führte schließlich dazu, daß die ersten übereilt aufbrachen und wir schlecht gelaunt auseinandergingen ohne uns richtig voneinander zu verabschieden.

In einer Gruppe wie dieser kann es leicht passieren daß bei auftretenden Schwierigkeiten kopflos und aggressiv reagiert wird. Erschwerend kam hinzu daß Ludiwg die Gruppe nie wirklich akzeptiert, nie richtig mit ihr warm geworden war, es vielleicht auch nicht wollte. Seine Pflichten als Bergführer hatte er darüber nie vernachlässigt, aber die Atmosphäre zwischen ihm und der Gruppe war immer etwas angespannt gewesen. Wer weiß, vielleicht muß das sogar sein, wenn man eine solche Gruppe erfolgreich über die Alpen führen will ?

Wie dem auch sei: Alex und ich waren froh noch einen weiteren Tag in Venedig dazugebucht zu haben. Wir freuten uns auf diesen Tag in einer Stadt, die es wert war, 26 Tage lang zu ihr zu wandern, wenngleich natürlich letztendlich der Weg an sich das Ziel war, die Erfahrung, die Alpen auf eigenen Füßen zu überwinden und vier Wochen lang ohne Auto, ohne Computer, ohne Fernseher zu einem fernen Ziel unterwegs zu sein.

Freitag, 13. Februar 2009

Von München nach Venedig in 28 Tagen: 25. Etappe vom Refugio 7-Alpini nach Belluno

Start: Refugio 7-Alpini
Ziel: Belluno
Entfernung: 13 km
Aufstieg: 140 m
Abstieg: 820 m
Gehzeit: 3 h

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Auf dem Dolomitenhöhenweg Nr. 1 kurz vor Belluno
"Auf dem Dolomitenhöhenweg Nr. 1 kurz vor Belluno"

Die Schiara war überwunden, 3 1/2 Wanderwochen lagen hinter uns, was sollte uns jetzt noch aufhalten ?

Die heutige vorletzte Etappe  war nur kurz und gemütlich.

Nach dem üblichen Hüttenfrühstück starteten wir um 08:15 Uhr Richtung Belluno durch ein herrlcihes Tal, das durch einen Bach fast in eine Klamm verwandelt worden war. Wir sahen einen Feuersalamander und zahlreiche wilde Alpenveilchen und das alles wieder bei schönem Wetter.

Am Ende des Tals gab es dann die übliche Cappuchino-Pause bevor uns Signore Rossi abholte und ins Hotel Mirella in Belluno brachte.”

Belluno
"Belluno"

Dieter traf auch seine Gudrun wieder, die wir am Passo Duran zurückgelassen hatten. Dieter selbst hatte sich gut geschlagen auf den letzten Etappen, insbesondere auf dem Klettersteig war er ein angenehmer und ruhiger Begleiter gewesen, der Resi, die direkt vor mir geklettert war, immer mit guten Tips zur Seite stand.

Unsere Unterkunft:
Das Hotel Mirella in Belluno war nicht schlecht, aber leider gab es dort kein Abendessen und wir mußten zu einem nahe gelegenen Italiener ausweichen, wo das Essen zwar okay, der Service aber ziemlich miserabel war. Beim Einchecken mußten wir eine Weile warten, bis die Zimmer verfügbar wurden, da wir recht früh dran waren. Zu Fuß in die Stadt mußte man etwa 20 Minuten laufen, für ausgeruhte Venedig-Wanderer eigentlich kein Problem ;-) Am nächsten Morgen gab es dann ein vernünftiges Frühstück.

Am Nachmittag erkundeten wir die kleine Stadt Belluno, die für unseren Geschmack nicht viel zu bieten hatte außer Straßencafés natürlich, in denen wir uns Bruschetta und Kuchen schmecken ließen ganz nach italienischer Art.

Am Abend hieß es noch einmal Rucksack packen – für die letzte Tagesetappe. Kaum zu glauben, daß diese Wanderung, die uns anfangs unendlich lang vorkam, nun zu Ende gehen würde.

Sonntag, 1. Februar 2009

Von München nach Venedig in 28 Tagen: 24. Etappe von der Pian de Fontana zum Refugio 7-Alpini

Start: Pian de Fontana
Ziel: Refugio 7-Alpini
Entfernung: 8 km
Aufstieg: 1060 m
Abstieg: 930 m
Gehzeit: 8 h

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“Heute hieß es früh aufstehen: Abmarsch war um 06:30 Uhr. Zuerst ging’s einen schmierigen Pfad bergab, während die Sonne aufging. Wir schreckten zahlreiche Gemsen auf, während wir nochmal etwas abstiegen bis zum Entscheidungspunkt: Klettersteig oder Bianchet-Hütte ?

Blauhelm-Einsatz in der Schiara
"Blauhelm-Einsatz in der Schiara"

Ludwig hielt zielstrebig auf die Marmolscharte (2.262 m) zu und wir mußten nochmal 800 Höhenmeter aufsteigen, bis wir den Klettersteig erreichten.

Nebel lag über der Schiara, als wir um 10:30 Uhr die Klettertour begannen.”

Nachdem wir unser Klettergeschirr angelegt hatten ging es zunächst noch etwas bergauf am Seil entlang. Das erste Stück war nicht sonderlich schwierig und bald erreichten wir eine Biwak-Schachtel. Dann wurde es schwieriger: senkrecht ging es abwärts über Leitern und mit Hilfe von Stahlstiften, die in die Wand gehauen waren. Der Klettersteig ist als leicht eingestuft; dadurch, daß wir ihn bergab nahmen war er natürlich etwas schwieriger zu bewältigen. “Leicht” in den Dolomiten kann aber schon eine Herausforderung sein für diejenigen, die Klettersteige nicht gewöhnt sind.

See what's blowing in the rocks
"See what's blowing in the rocks"

Es gab überall eine Seilsicherung und wir wählten je nach Anweisung von Ludwig eine einfache oder dopplete Sicherung. “Einfache Sicherung” bedeutete einen Sicherungshaken am Gürtel zu verstauen und nur mit einem Sicherungshaken am Seil zu gehen. “Doppelte Sicherung” sah die Verwendung beider Haken vor, allerdings nicht die Extremform, wie Alex und ich das mal bei einem Klettersteig-Kurs der Alpinschule Südtirol gelernt hatten, nach der außer beim Umhängen immer beide Haken am Seil eingehängt sein mußten. “Damit wir noch heute die Hütte erreichen konnten” wählten wir eine etwas schnellere Technik: also immer nur ein Haken eingehängt, den anderen in der freien Hand. Dieser Haken wir dann in einen neuen Seilabschnitt eingeklingt, der andere abgenommen und bleibt in der Hand bis zum nächsten Seilstück. Mit “Haken” ist übrigens ein Karabinerhaken gemeint mit Verschluß, bei dem zunächst ein Ring nach unten gezogen werden muß, damit er sich öffnen läßt.

In der Wand
"In der Wand"

Als wir nach 2 1/2 Stunden Pause machten ließ uns Ludwig wissen, daß wir erst die Hälfte geschafft hatten. Die Klettersteig-Tour war laut Programm mit 3-4 Stunden angesetzt, wir würden offenichlich etwas länger brauchen.

Es ging nun waagerecht an steilen Felswänden entlang, teilweise stark ausgesetzt, manchmal sogar leicht überhängend, überall aber gut gesichert, wenn nötig auch mit zusätzlichen Haltegriffen an der Wand. Bald sahen wir die Hütte unterhalb liegen und fühlten uns schon fast am Ziel, aber wir hatten immer noch schwierige Kletterpassagen vor uns, unter anderem auch die “Schlüsselstelle” gegen Ende der Klettertour. Wer diese nicht bewältigte mußte umkehren – aber wer wollte das schon.

Conquering the Schiara
"Conquering the Schiara"

Da ich als Vorletzter kletterte, gefolgt von unserem jungen Optiker, der sich der Gruppe angeschlossen hatte, konnte ich vorne immer alle möglichen Rufe und Kommentare hören, und da es oft zu langen Verzögerungen kam, hatte ich auch ausreichend Zeit dafür.

“Das ist jetzt die Schlüsselstelle”, hieß es alsbald, als wir in einer Rinne zwischen zwei Felsen aufwärts klettern mußten. War es aber nicht. Dann jedoch: “Hilfe, ich komm nicht weiter!” … “Meine Beine sind zu kurz!” … “Andere mit kürzeren Beinen haben es auch geschafft.” … “Arsch an die eine Wand, Füße an die andere, dann geht’s schon.”

Unsere Unterkunft:
Im Refugio 7-Alpini waren meine Frau und ich in einem 4-Bett Zimmer zusammen mit Ludwig und Dieter untergebracht. Es gab mal wieder Steh-Klos, einfache Waschgelegenheiten und wohl auch eine Dusche. Nach dem überstandenen Abenteuer schmeckten Getränke und Essen natürlich doppelt gut. Die Hütte liegt direkt for dem Massiv der Schiara und stolz blickt man zurück auf die steilen Wände und glaubt es kaum, daß man diese durchqueren konnte. Unterhalb der Hütte breitet sich das schmale Tal aus, durch das man hinabsteigt nach Italien.

Wir hatten die Schlüsselstelle erreicht, eine Spalte zwischen zwei senkrechten Felsen, die man tatsächlich nur bewältigen konnte, indem man sich mit Hintern und Rücken an die eine Wand und mit den Füßen an die gegenüberliegende stemmte und so hinunter arbeitetet, bis die Füße und Hände wieder Vorsprünge fanden zum “normalen” Klettern.

Noch ein paar steile Wände abwärts, dann sahen wir Ludwig unten stehen und das Klettergeschirr abgelegen.

“Wir benötigten 5 Stunden für die Kraxelei entlang des Seils, über steile Felsen, Leitern und Kamine. Aber wir alle schafften es und der abschließende Abstieg zum Refugio 7-Alpini war schnell geschafft. Wir genossen das erste Weizenbier und man spürte deutlich die Erleichterung in der Gruppe nach dem überstandenen Abenteuer.”